Auf Facebook und Co. begegnen uns immer wieder Posts, die unser Herz direkt ansprechen sollen: alte Menschen im Heim, die von ihren Familien vergessen wurden, einsame Tiere im Tierheim oder Kinder, die angeblich dringend Hilfe brauchen. Oft wird ein Foto mit einem emotional aufgeladenen Text kombiniert, der kaum jemanden kalt lässt.
Doch genau hier liegt das Problem: Diese Geschichten sind oft nicht echt, sondern gezielt eingesetzte Manipulation – emotionale Erpressung in Social Media.
Die Masche hinter den Tränen
- Emotionalisierung: Der Text ist so aufgebaut, dass er Trauer, Schuldgefühle und Mitgefühl weckt.
- Identifikation: Jeder kennt ähnliche Lebenssituationen – sofort fühlen wir uns betroffen.
- Call to Action: Am Ende folgt ein Appell („Vergesst eure Liebsten nicht!“, Herzchen-Emojis) – perfekt, um Likes und Shares zu generieren.
Warum das problematisch ist
- Instrumentalisierung echter Probleme
Einsamkeit, Altersarmut, Tierleid oder Krankheit sind reale, ernste Themen. Sie werden hier aber als Trigger benutzt, um Klicks zu farmen. - Täuschung
Die Geschichte ist nicht überprüfbar. Weder Namen, Alter noch der Kontext stimmen wahrscheinlich. Das Foto wird aus dem Zusammenhang gerissen und mit einem Text kombiniert, der möglichst viele Reaktionen auslöst. - Dark Pattern auf Social Media
Hier geht es nicht um Aufklärung oder echte Hilfe, sondern um Reichweite. Die Betreiber solcher Seiten nutzen menschliche Empathie als Klick-Währung – ein typisches Beispiel für emotionale Erpressung in Social Media.
Der „Dark Pattern“-Aspekt
Im UX-Design spricht man von Dark Patterns, wenn Nutzer bewusst in eine Richtung gedrängt werden, die sie sonst nicht eingeschlagen hätten. Auf Social Media funktioniert das genauso – nur auf emotionaler Ebene:
- Trigger: Ein trauriges oder berührendes Bild.
- Manipulation: Ein Text, der Schuldgefühle oder Mitleid weckt.
- Aktion: Teilen, Liken, Kommentieren – und damit die Reichweite der Seite erhöhen.
Was man daraus lernen sollte
- Quellen hinterfragen: Ist die Geschichte belegt oder nur frei erfunden?
- Emotionen checken: Fühle ich mich manipuliert? Reagiere ich gerade emotional statt rational?
- Nicht blind teilen: Reichweite ist die Währung – und die bekommt man ihnen nur, wenn man mitmacht.
Fazit
Emotionale Erpressung in Social Media ist nichts anderes als digitale Manipulation. Sie spielt mit echten Ängsten und Gefühlen, um Interaktionen zu erzwingen. Das macht sie so gefährlich – und zu einem Paradebeispiel für Dark Patterns im Social-Media-Kontext.
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