Was ist mit der Menschheit los? Eine nerdige Analyse peinlicher Videos

Zebra macht eine Grimasse auf dem Monitor, während ein Drache sich vor Fremdscham die Augen zuhält.

Ob du willst oder nicht – wenn du dich auf YouTube, TikTok oder Facebook bewegst, stolperst du früher oder später über sie: peinliche Videos, die dich unweigerlich „Oh nein…“ murmeln lassen. Menschen, die sich zum Horst machen, öffentlich ihre Würde verlieren – oder schlimmer: gar nicht merken, dass sie keine mehr haben.

Warum gibt es so viele peinliche Videos?

Als Vertreter der nerdig-ironischen Analysefraktion habe ich mich heldenhaft geopfert und einige Stunden im Morast menschlicher Entgleisungen verbracht. Herausgekommen ist ein nicht ganz ernst gemeinter Versuch, diese Clips einzuordnen – zwischen digitalem Darwinismus, neuronaler Netzüberforderung und Content-Gier.


1. Die Jagd nach Aufmerksamkeit (und Dopamin)

Social Media ist ein Belohnungssystem auf Steroiden. Likes, Views und Kommentare wirken auf das Gehirn wie Gummibärchen auf einen hypoglykämischen Informatiker. Je absurder oder extremer das Verhalten, desto höher die Chance auf Klicks. Wer braucht schon Würde, wenn es ein virales Video gibt?

Fun Fact: Das menschliche Gehirn schüttet beim Erhalten eines Likes Dopamin aus – ähnlich wie bei Schokolade oder leichten Drogen. Mehr gibt’s hier: Wie die Gier nach Likes das Gehirn antreibt


2. Der Dunning-Kruger-Effekt – oder: Zu doof, um’s zu merken

Peinliche Videos sind oft Paradebeispiele für den Dunning-Kruger-Effekt: Menschen mit wenig Ahnung überschätzen ihre Fähigkeiten massiv. Warum auch nicht? Wenn der Algorithmus Applaus klatscht, ist Kritik irrelevant.

Ein Mann, der meint, er sei der neue Einstein, weil er entdeckt hat, dass Cola Mentos „angreift“, ist vielleicht kein Genie – aber definitiv Content.

Mehr dazu: Dunning-Kruger-Effekt


3. Der Algorithmus belohnt den Wahnsinn

Plattformen wie TikTok und YouTube Shorts lieben Extreme. Die ersten 2 Sekunden müssen knallen, sonst wird weitergewischt. Was also bleibt? Fremdscham, Brüllerei, Nonsense – Hauptsache, du bleibst hängen.

Früher hättest du in einer Fußgängerzone vielleicht komisch geguckt, heute bekommst du damit Millionenreichweite. Evolution? Naja…


4. Monetarisierung: Schamlosigkeit rechnet sich

Wer’s richtig dreht, verdient mit peinlichen Videos sogar Geld. Entweder über eigene Kanäle oder als Rohmaterial für Content-Recycler.

Ein Beispiel: Du findest ein Video von jemandem, der in Gummistiefeln tanzt und dabei Konfetti pupst. Daraus machst du einen Zusammenschnitt mit dem Titel „Was ist mit der Menschheit los?“ – und zack, schon läuft die Monetarisierung.

Willst du mit Videos Geld verdienen (ohne selbst Würde zu verlieren)? Dann brauchst du:


5. Digitale Memesis: Ich mach’s, weil alle’s machen

Manche verhalten sich einfach nur wie schlechte Kopien von schlechten Vorbildern. Wenn ein Typ mit Socken in Badelatschen und Sonnenbrille „emotional Damage!“ brüllt, denkt der nächste, das ist der neue Gesellschaftstrend.

Was wir sehen, ist nicht Authentizität, sondern eine Art virale Verhaltensform – ein Meme, das zum echten Verhalten wird. Willkommen in der Post-Ironie.

Wer mal in die Tiefen des digitalen Fremdschams abtauchen möchte, kann sich beispielsweise beim YouTube-Kanal GabbaGandalf umschauen. Dort sammelt sich eine Art Best-of aus Clips, bei denen man gleichzeitig lachen und weinen möchte – ideal, um das eigene Nervensystem zwischen „Genug Internet für heute“ und „Ich brauche mehr Popcorn“ zu kalibrieren.
https://www.youtube.com/@GabbaGandalfTV/videos

Sicherheitshinweis gemäß §Cringe-Schutzverordnung:

Die nachfolgende audiovisuelle Sequenz kann emotionale Turbulenzen auslösen.
Wir empfehlen einen sicheren Sitzplatz, tiefes Durchatmen und gegebenenfalls professionellen Beistand.
Prokrastinerd, das Zebra sowie sämtliche realen und imaginären Beteiligten übernehmen keine Haftung für spontane Fremdscham, innere Krämpfe oder das temporäre Bedürfnis, das Internet zu verbrennen.


6. Warum Fremdscham weh tut (wirklich körperlich)

Fremdscham ist kein albernes Internet-Phänomen, sondern eine ziemlich raffinierte Funktion unseres Gehirns. Wenn du jemanden siehst, der sich komplett zum Affen macht, feuern bei dir dieselben neuronalen Netzwerke wie bei deiner eigenen Peinlichkeit. Spiegelneuronen denken:

„Das könnten wir sein.“

Und plötzlich zieht sich etwas zwischen Brustkorb und Existenzzusammenbruch zusammen.

Es ist eine soziale Schutzfunktion: Wir lernen durch Beobachtung, was gesellschaftlich akzeptiert ist – und was nicht. Früher hat das verhindert, dass man beim Dorffest nackt auf den Brunnen steigt. Heute verhindert es das leider weniger.


7. Ein kurzer Reality-Check: Wir lachen über Menschen

Es ist leicht zu vergessen, dass hinter jedem viralen Fremdschamvideo ein Mensch mit echten Gefühlen steht. Manche wissen genau, was sie tun. Andere hatten einen schlechten Tag. Wieder andere stecken vielleicht in einer schwierigen Phase.

Das heißt nicht, dass man nichts mehr lustig finden darf. Humor ist wichtig. Internet braucht Spaß.

Aber ein bisschen Feingefühl schadet niemandem.

Wenn du dir bei einem Video denkst:
„Würde ich wollen, dass jemand das mit mir teilt?“

… dann ist das bereits genug moralische Intuition.


Fazit: Ist das jetzt schlimm?

Jein. Peinliche Videos sind ein Spiegel unserer Zeit – ein verzerrter zwar, aber eben auch ein ehrlicher. Sie zeigen uns, was passiert, wenn Technik schneller wächst als die Medienkompetenz. Und manchmal sind sie einfach nur witzig – solange wir dabei nicht komplett den Glauben an die Menschheit verlieren.

Also: Tief durchatmen. Laptop zuklappen. Vielleicht ein Buch lesen. Oder rausgehen. Oder noch besser: Einen Artikel darüber schreiben. So wie diesen hier.


Falls du nach diesem Erlebnis etwas Beruhigendes brauchst: Vielleicht ein Tee, der dich daran erinnert, dass die Menschheit doch noch schöne Seiten hat:

Und falls du doch lieber weinend unter der Dusche sitzen willst, gibt es hier passende Duschtassen (bezahlter Link)

Noch ein Vorschlag: Wenn du keine peinlichen Videos machen willst, aber trotzdem sichtbar werden möchtest: Schau dir mal diese Tipps zur Content Creation mit KI an.

Connie und der Streisand-Effekt: Wie Carlsens Meme-Verbot nach hinten losgeht

Ein rotes Zebra mit blauer Mähne im Conni-Outfit zeigt einem schockierten Anwalt ein Tablet

Conni – das blonde Mädchen mit der roten Schleife, Heldin von Kinderbuchklassikern seit 1992 – erlebt dieser Tage ihr vielleicht unerwartetstes Abenteuer: einen Showdown mit der Internetkultur. Genauer gesagt mit der Meme-Kultur. Der Hamburger Carlsen-Verlag, der Conni herausgibt, geht seit kurzem gegen Conni-Memes im Netz vor. Ziel: Urheberrechte und Markenimage schützen. Ergebnis: Der „Streisand-Effekt“ in seiner reinsten Form.


Wenn Conni zum Meme-Phänomen wird

Im Netz kursieren seit Monaten unzählige parodierte Conni-Buchtitel – viele davon KI-generiert. Ob Conni NFTs verkauft, Jens Spahn überführt oder einfach den ganzen Tag zockt, weil ihre Kita zu wenig Personal hat: Die Meme-Community kennt keine Gnade. Der Humor lebt vom Kontrast zwischen braver Kinderbuchidylle und absurden Realitäten.

Dass diese Titel so viral gehen, liegt an ihrer popkulturellen Power. Jeder kennt Conni. Und jeder erkennt, dass hier mit einem Klassiker gespielt wird. Die Memes funktionieren wie eine digitale Karikaturensammlung der Jetztzeit – mit Conni als unfreiwilliger Heldin.


Carlsens Gegenangriff

Was lange halbwegs humorvoll geduldet wurde, wurde dem Verlag nun zu viel. Mitte Juni veröffentlichte Carlsen ein offizielles FAQ: Conni-Memes sind nicht erlaubt. Es folgten erste Aufforderungen zur Löschung einzelner Memes. Laut Carlsen bezieht sich dies allerdings nur auf Fälle, in denen die Conni-Figur menschenverachtend, rassistisch, gewaltverherrlichend oder pornografisch verwendet wurde. Der Verlag betont, dass er nicht mit Klagen droht, sondern in bestimmten Grenzfällen das Entfernen solcher Inhalte fordert.

Wörtlich heißt es: „Als Verlag der Conni-Bücher, die seit mehr als 30 Jahren Millionen von Kindern begleiten und ihnen Werte wie Empathie, Freundschaft und Solidarität vermitteln, kann Carlsen solche Memes nicht tolerieren und geht darum gegen sie vor.“

(Quelle:offizielles Facebook-Statement des Carlsen Verlags)

Zebra im Conni-Outfit liest einem Kind das Buch „Conni entdeckt das Internet“ vor, im Hintergrund klatscht ein Anwalt zustimmend
Lizenz-Hinweis: Parodistische Eigenillustration im Rahmen redaktioneller Meinungsäußerung. Keine Originalabbildung der Conni-Figur.

Doch viele Kritiker sahen darin dennoch eine Kampfansage an die Netzkultur. Denn satirische, überspitzte und politisch kommentierende Memes – die klar als Parodie erkennbar sind – fielen dem pauschalen FAQ trotzdem zum Opfer.


Connie und der Streisand-Effekt

Das Ergebnis war vorhersehbar: Ein Streisand-Effekt vom Feinsten. Je mehr der Verlag versuchte, die Memes zu regulieren, desto mehr verbreiteten sie sich. Conni wurde zur Symbolfigur für den Kampf gegen Zensur und Humorlosigkeit im Netz. Neue Meme-Seiten schossen wie Pilze aus dem Boden. Selbst die Berichterstattung der großen Medien trug dazu bei, das Thema weiter zu verbreiten:

Manche Memes wurden nun erst recht – und teils noch überspitzter – produziert. Die Message: „Du kannst ein Meme nicht abmahnen. Es hat keinen festen Wohnsitz.“


Zwischen Recht und Remix-Kultur

Das Ganze wirft Fragen auf: Wo endet Urheberrecht, wo beginnt Kunstfreiheit? Gerade im KI-Zeitalter verschwimmen die Grenzen. Parodie und Satire sind in Deutschland geschützt. Doch KI-generierte Bilder wirken oft zu echt. Darf man eine Figur wie Conni überhaupt noch remixen, wenn sie derart unter Markenschutz steht?

Die Antwort des Internets: Ja. Und zwar laut. Mit Humor. Mit Fantasie. Mit Conni, die jetzt Dinge tut, die sie nie tun sollte – und vielleicht gerade deshalb so beliebt ist wie nie zuvor.


Nostalgie, aber mit Affiliate-Link

Und wer jetzt trotz aller Meme-Debatten ein kleines bisschen Conni-Nostalgie verspürt – keine Sorge: Das Internet liefert auch dafür. Ob Brotdose, Hörspiel oder T-Shirt mit Schleife – Conni gibt’s noch ganz klassisch im Handel. Für alle, die sich das Original ins Regal stellen oder ein ironisches Geschenk suchen, lohnt sich ein Blick: Conni-Merch bei Amazon ansehen*


Fazit: Conni lernt aus Versehen das Internet kennen

„Connie und der Streisand-Effekt“ ist mehr als nur ein Meme-Titel. Es ist ein Lehrstück über digitale Kultur.

Anstatt Memes zu verbieten, könnte man sie auch als Zeichen von Relevanz begreifen. Das Netz liebt Conni. Nicht trotz, sondern wegen ihrer Wandelbarkeit. Wer versucht, kreative Satire mit Anwälten zu stoppen, erzeugt am Ende mehr Aufmerksamkeit als jede Marketingkampagne.

Vielleicht sollte der nächste Conni-Band einfach ehrlich heißen: „Conni lernt das Internet kennen“. Und dann erklärt sie dem Carlsen Verlag den Streisand-Effekt. Auf dem Cover hält sie dem Verlagsanwalt ein Tablet mit einem Meme unter die Nase.

Und er?

Er sieht schockiert aus. Natürlich.

Update vom Juli 2025: Carlsen rudert (etwas) nach

Nach der anhaltenden Kritik in den sozialen Netzwerken hat Carlsen ein weiteres Statement auf Facebook veröffentlicht. Dabei geht der Verlag auf einige Missverständnisse ein, die durch die vorherige Kommunikation entstanden seien.

So betont Carlsen unter „Missverständnis 2“, man wolle sich keineswegs an Urheberrechtsverletzungen bereichern. Im Gegenteil: Es gehe ihnen um den Schutz von Urheber*innen, Marken und Titeln – insbesondere in Zeiten von KI-generierter Content-Flut. Der Verlag sehe sich in der Pflicht, die Rechte der Kreativen aktiv zu verteidigen.

Unter „Missverständnis 3“ stellt Carlsen klar, dass man das Recht auf Satire und künstlerische Freiheit nicht missachte. Man freue sich ausdrücklich über kreative, liebevolle und verspielte Conni-Memes, wie sie schon seit Jahren existieren. Gleichzeitig bestehe man aber auf klare Grenzen – insbesondere dort, wo Inhalte menschenverachtend, gewaltverherrlichend oder pornografisch seien. Hier wolle man einschreiten, was nachvollziehbar sei, wenn man sich in die Lage der Urheber*innen versetze.

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