Connie und der Streisand-Effekt: Wie Carlsens Meme-Verbot nach hinten losgeht

Ein rotes Zebra mit blauer Mähne im Conni-Outfit zeigt einem schockierten Anwalt ein Tablet

Conni – das blonde Mädchen mit der roten Schleife, Heldin von Kinderbuchklassikern seit 1992 – erlebt dieser Tage ihr vielleicht unerwartetstes Abenteuer: einen Showdown mit der Internetkultur. Genauer gesagt mit der Meme-Kultur. Der Hamburger Carlsen-Verlag, der Conni herausgibt, geht seit kurzem gegen Conni-Memes im Netz vor. Ziel: Urheberrechte und Markenimage schützen. Ergebnis: Der „Streisand-Effekt“ in seiner reinsten Form.


Wenn Conni zum Meme-Phänomen wird

Im Netz kursieren seit Monaten unzählige parodierte Conni-Buchtitel – viele davon KI-generiert. Ob Conni NFTs verkauft, Jens Spahn überführt oder einfach den ganzen Tag zockt, weil ihre Kita zu wenig Personal hat: Die Meme-Community kennt keine Gnade. Der Humor lebt vom Kontrast zwischen braver Kinderbuchidylle und absurden Realitäten.

Dass diese Titel so viral gehen, liegt an ihrer popkulturellen Power. Jeder kennt Conni. Und jeder erkennt, dass hier mit einem Klassiker gespielt wird. Die Memes funktionieren wie eine digitale Karikaturensammlung der Jetztzeit – mit Conni als unfreiwilliger Heldin.


Carlsens Gegenangriff

Was lange halbwegs humorvoll geduldet wurde, wurde dem Verlag nun zu viel. Mitte Juni veröffentlichte Carlsen ein offizielles FAQ: Conni-Memes sind nicht erlaubt. Es folgten erste Aufforderungen zur Löschung einzelner Memes. Laut Carlsen bezieht sich dies allerdings nur auf Fälle, in denen die Conni-Figur menschenverachtend, rassistisch, gewaltverherrlichend oder pornografisch verwendet wurde. Der Verlag betont, dass er nicht mit Klagen droht, sondern in bestimmten Grenzfällen das Entfernen solcher Inhalte fordert.

Wörtlich heißt es: „Als Verlag der Conni-Bücher, die seit mehr als 30 Jahren Millionen von Kindern begleiten und ihnen Werte wie Empathie, Freundschaft und Solidarität vermitteln, kann Carlsen solche Memes nicht tolerieren und geht darum gegen sie vor.“

(Quelle:offizielles Facebook-Statement des Carlsen Verlags)

Zebra im Conni-Outfit liest einem Kind das Buch „Conni entdeckt das Internet“ vor, im Hintergrund klatscht ein Anwalt zustimmend
Lizenz-Hinweis: Parodistische Eigenillustration im Rahmen redaktioneller Meinungsäußerung. Keine Originalabbildung der Conni-Figur.

Doch viele Kritiker sahen darin dennoch eine Kampfansage an die Netzkultur. Denn satirische, überspitzte und politisch kommentierende Memes – die klar als Parodie erkennbar sind – fielen dem pauschalen FAQ trotzdem zum Opfer.


Connie und der Streisand-Effekt

Das Ergebnis war vorhersehbar: Ein Streisand-Effekt vom Feinsten. Je mehr der Verlag versuchte, die Memes zu regulieren, desto mehr verbreiteten sie sich. Conni wurde zur Symbolfigur für den Kampf gegen Zensur und Humorlosigkeit im Netz. Neue Meme-Seiten schossen wie Pilze aus dem Boden. Selbst die Berichterstattung der großen Medien trug dazu bei, das Thema weiter zu verbreiten:

Manche Memes wurden nun erst recht – und teils noch überspitzter – produziert. Die Message: „Du kannst ein Meme nicht abmahnen. Es hat keinen festen Wohnsitz.“


Zwischen Recht und Remix-Kultur

Das Ganze wirft Fragen auf: Wo endet Urheberrecht, wo beginnt Kunstfreiheit? Gerade im KI-Zeitalter verschwimmen die Grenzen. Parodie und Satire sind in Deutschland geschützt. Doch KI-generierte Bilder wirken oft zu echt. Darf man eine Figur wie Conni überhaupt noch remixen, wenn sie derart unter Markenschutz steht?

Die Antwort des Internets: Ja. Und zwar laut. Mit Humor. Mit Fantasie. Mit Conni, die jetzt Dinge tut, die sie nie tun sollte – und vielleicht gerade deshalb so beliebt ist wie nie zuvor.


Nostalgie, aber mit Affiliate-Link

Und wer jetzt trotz aller Meme-Debatten ein kleines bisschen Conni-Nostalgie verspürt – keine Sorge: Das Internet liefert auch dafür. Ob Brotdose, Hörspiel oder T-Shirt mit Schleife – Conni gibt’s noch ganz klassisch im Handel. Für alle, die sich das Original ins Regal stellen oder ein ironisches Geschenk suchen, lohnt sich ein Blick: Conni-Merch bei Amazon ansehen*


Fazit: Conni lernt aus Versehen das Internet kennen

„Connie und der Streisand-Effekt“ ist mehr als nur ein Meme-Titel. Es ist ein Lehrstück über digitale Kultur.

Anstatt Memes zu verbieten, könnte man sie auch als Zeichen von Relevanz begreifen. Das Netz liebt Conni. Nicht trotz, sondern wegen ihrer Wandelbarkeit. Wer versucht, kreative Satire mit Anwälten zu stoppen, erzeugt am Ende mehr Aufmerksamkeit als jede Marketingkampagne.

Vielleicht sollte der nächste Conni-Band einfach ehrlich heißen: „Conni lernt das Internet kennen“. Und dann erklärt sie dem Carlsen Verlag den Streisand-Effekt. Auf dem Cover hält sie dem Verlagsanwalt ein Tablet mit einem Meme unter die Nase.

Und er?

Er sieht schockiert aus. Natürlich.

Update vom Juli 2025: Carlsen rudert (etwas) nach

Nach der anhaltenden Kritik in den sozialen Netzwerken hat Carlsen ein weiteres Statement auf Facebook veröffentlicht. Dabei geht der Verlag auf einige Missverständnisse ein, die durch die vorherige Kommunikation entstanden seien.

So betont Carlsen unter „Missverständnis 2“, man wolle sich keineswegs an Urheberrechtsverletzungen bereichern. Im Gegenteil: Es gehe ihnen um den Schutz von Urheber*innen, Marken und Titeln – insbesondere in Zeiten von KI-generierter Content-Flut. Der Verlag sehe sich in der Pflicht, die Rechte der Kreativen aktiv zu verteidigen.

Unter „Missverständnis 3“ stellt Carlsen klar, dass man das Recht auf Satire und künstlerische Freiheit nicht missachte. Man freue sich ausdrücklich über kreative, liebevolle und verspielte Conni-Memes, wie sie schon seit Jahren existieren. Gleichzeitig bestehe man aber auf klare Grenzen – insbesondere dort, wo Inhalte menschenverachtend, gewaltverherrlichend oder pornografisch seien. Hier wolle man einschreiten, was nachvollziehbar sei, wenn man sich in die Lage der Urheber*innen versetze.

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