WAP – Das Internet auf dem Nokia 3310: Webseiten wie Kassenzettel

Stell dir vor, du öffnest eine Webseite – und sie sieht aus wie der Ausdruck eines Kassenzettels. Kein Bild, kein Layout, kein CSS, nur Text. Willkommen in der Ära des WAP Browser, dem Wireless Application Protocol – dem Versuch, das Internet auf ein Nokia 3310 zu stopfen. Ja, das Internet. Auf einem monochromen Display mit 84 × 48 Pixeln* (bezahlter Link).

Für alle, die sich gerade wundern: WAP war Anfang der 2000er eine große Sache. Oder sollte es zumindest werden. Mobilfunkanbieter überschlugen sich mit ihren „Internet-Angeboten“ für unterwegs. Die Realität? Scroll-Orgien auf pixeligen Displays mit Ladezeiten, die dir das Mittagessen verdarben.


Was ist ein WAP Browser? Einfach erklärt

WAP war ein Standardprotokoll, um Inhalte auf Mobiltelefonen zugänglich zu machen – und zwar zu einer Zeit, als „Smartphone“ noch nach Science-Fiction klang. Die Basis bildete eine eigene Sprache: WML (Wireless Markup Language), eine Art abgespecktes HTML mit weniger Funktionen als ein Toaster mit Display.

Webseiten mussten extra für WAP umgeschrieben werden. Bilder wurden durch ASCII-Smileys ersetzt, Layouts durch einfache Listen. Die Navigation bestand aus Menüpunkten, durch die man sich mit den Pfeiltasten quälte. Und trotzdem galt es als technisches Wunder.

Nokia-Handy mit WAP Browser auf monochromem Display, Menüeinträge wie Home, News und Weather sichtbar

Was konnte man mit einem WAP Browser machen?

Die Möglichkeiten waren überschaubar, aber für damalige Verhältnisse beeindruckend:

  • Aktuelle Nachrichten lesen (in 3-Zeilen-Abschnitten)
  • Wetter abrufen (wenn’s nicht schon vorbei war)
  • Klingeltöne oder Logos kaufen (Jamba Sparabo winkt)
  • Erste rudimentäre E-Mail-Dienste nutzen
  • Mobile Banking wagen (nur für besonders Mutige)

Das Ganze funktionierte ungefähr so flüssig wie ein 56k-Modem unter Wasser.


Technik hinter dem WAP Browser: So funktionierte es

Damit WAP funktionierte, brauchte es ein WAP-Gateway beim Mobilfunkanbieter, das die Inhalte vom Internet umcodierte. Eine Art Übersetzer von HTML in WML. Leider lag genau hier eine massive Sicherheitslücke: HTTPS-Verbindungen wurden am Gateway entschlüsselt – ein gefundenes Fressen für neugierige Netzbetreiber.

Die bekanntesten Geräte mit WAP-Unterstützung waren etwa das Nokia 7110 oder später das Siemens S45. Sie hatten eine „WAP-Taste“, die meist direkt ins kostspielige Datenchaos führte. Die Tarife? Abgerechnet wurde pro Minute oder pro KB – beides schmerzhaft.


Warum der WAP Browser gescheitert ist

Kurz gesagt: zu langsam, zu teuer, zu nutzlos. Das Web entwickelte sich rasant weiter, WAP blieb statisch. Entwickler mussten Inhalte doppelt pflegen (HTML & WML), was kaum jemand tat. Und sobald HTML-Browser auf Smartphones Einzug hielten (z. B. mit dem iPhone oder Blackberry), war WAP so überflüssig wie ein Faxgerät im Wald.


Was bleibt vom WAP Browser heute?

Die damalige Website des WAP-Forums ist heute nur noch über die Wayback Machine erreichbar – ein digitales Fossil der Frühzeit des mobilen Internets.

Und wer die gute alte Pixelgrafik aus Nokia-Zeiten vermisst, findet mit dem Divoom Pixoo Pixel Art Bilderrahmen* (bezahlter Link) ein stylisches Gadget, das Retro-Charme mit moderner Technik verbindet.

Nicht viel – außer einer seltsamen Mischung aus Nostalgie und Fremdscham. Aber WAP war ein Anfang. Der erste Versuch, Inhalte mobil zugänglich zu machen. In gewisser Weise der Vorfahre responsiver Webseiten. Und vielleicht ein Vorbote dessen, wie Technik manchmal läuft: mit guten Ideen, aber schlechter Umsetzung.


Fazit: Der WAP Browser als digitale Urform des mobilen Webs

WAP war wie ein Zettel mit Wetterbericht aus dem Faxgerät. Aber immerhin mobil. Heute lachen wir darüber, aber ohne diese Zwischenstufen wäre das mobile Internet nie dort angekommen, wo es heute ist.

Also danke, WAP. Auch wenn du die meisten Nutzer mehr gekostet als genutzt hast.

Und wer jetzt Lust auf noch mehr nostalgische Technik hat: Hier geht’s zu unserem Beitrag über XML und XSLT, dem Dreamteam der Formatierungstrauma.

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